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http://rt-online.ru/pro-sobak-
Die deutsche Übersetzung:
Autorin: Tschesnokova, Evgenija
Datum: 11.08.2017
Ausgabe: Nr. 118 (28306)
- Über Hunde und Menschen –
In Rayon Vysokogorsk in 35 km Entfernung von Kazan laufen derzeit die Bauarbeiten für ein Tierheim nach westlichem Modell. Finanziert wird der Bau von dem deutschen Tierschutzverein „Hundehilfe Russland“.
Wir erinnern uns: Vor einem Jahr schrieben wir, dass die Tierschützer aus Deutschland sich dazu bereit erklärten, ihr Geld dem Bau eines modernen Tierheims in Kazan zu spenden. Leider fanden sie hierfür keine Unterstützung bei der hiesigen Verwaltung (vgl. RT vom 11.08.2016). „Letztendlich ist den Tierschützern trotz mehreren Hürden der Kauf eines Grundstücks von 5 ha Fläche in Rayon Vysokogorsk gelungen“, berichtet die Gründerin und Vorsitzende des Vereins Hundehilfe Russland, Natalia Gracheva.
„Der Businessplan ist bereits erarbeitet, jede Etappe des Baues wurde kalkuliert, auch die Gespräche mit der Baufirma sind bereits gelaufen. Grade wird der Zaun gebaut, hinter dem nicht nur ein Tierheim, sondern ein Hilfezentrum für in Not geratene Tiere befinden wird,“ erzählen die Organisatoren. Neben den Gehegen für ausgewachsene Hunde sollen separate Gebäude für Welpen, Katzen sowie Quarantänebereich entstehen. Zudem wird für die Tierklinik ein stationärer Bereich und Plätze für die Arbeit mit Tiertherapeuten eingerichtet.
„Wenn alles so läuft wie wir uns es vorstellen, dann können wir noch vor Wintereinbruch im unbeheizten Gehege etwa einhundert gesunde Hunde aufnehmen. Und bis zum nächsten Sommer hoffen wir, dass das Tierheim bereits fertiggestellt ist. Denn dann kann man die Tiere impfen, sterilisieren, und für diese eine nette Familie suchen“, sagt Natalia Gracheva.
Maria Gurjanova, die Leiterin des kazanschen Fonds „Pomogi dwornjage/ doghelpkasan“ (im Grunde die Filiale der deutschen Organisation), gesteht: „Nach so vielen Strapazen hoffen die Tierschützer, dass mit dem erfolgten Kauf des Grundstücks die weitere Fertigstellung des Tierheims weitestgehend reibungslos vonstatten geht.
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In unserem Strafgesetzbuch gibt es einen Paragraph bzgl. grausamen/unbarmherzigen Umgang mit Tieren, er wird aber sehr häufig ignoriert und nur in brutalsten Fällen, die der Öffentlichkeit bekannt sind, angewandt.
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Übrigens: Als die deutschen Tierschützer nach Kazan reisten um wichtige Fragen zu klären, stießen sie bei einer abendlichen Sightseeingtour auf eine hungrige Hündin. Die Hündin folgte ihnen auf Schritt und Tritt. Die zugelaufene Hündin, natürlich „Kazanka“ genannt, wurde in einer Pflegestelle untergebracht. Anschauen kann man sich Kazanka nun auf Facebook. Natalia Gracheva ist sich sicher, dass die freundliche Strassenhündin ziemlich schnell liebende Besitzer in Europa finden wird.
Am Runden Tisch, der von den deutschen und kasanischen Tierschützer letzte Woche organisiert wurde, traf man sich mit den Bürgern der Hautstadt von Tatarstan, denen das Schicksal der Straßentiere nicht gleichgültig ist. Dabei war unter anderem das Thema, wie Deutschland ihr Problem mit Tieren in Griff bekommen hat. Alles begann 1972 mit der Verarbschiedung des Gesetzes zum Schutz von Tieren. Das Fehlen solcher Gesetze in Russland ist, laut Natalia Gracheva „der Hauptgrund, warum auf den Straßen von Russland nach grober Schätzung 1,5 Millionen obdachlosen Hunde leben. Die Situation ändert sich seit vielen Jahren nicht, trotz der aktiven Arbeit der Hundefänger. Ja, in unserem Strafgesetzbuch gibt es einen Paragraph bzgl. grausamen/unbarmherzigen Umgang mit Tieren, er wird aber sehr häufig ignoriert und nur in die brutalsten Fällen, die bereits der Öffentlichkeit bekannt ist, angewandt. „
Zurück zur damaligen Situation in Deutschland: Das Tierschutzgesetz führte dazu, dass es im Land überhaupt keine Straßenhunde mehr gibt. Sie sind entweder in Familien oder in zivilisierten Tierheimen, die unseren Pflegestellen gar nicht ähneln, untergebracht. Die Heime werden von den Städten finanziert. Jedes nach Deutschland einreisende Tier erhält einen Chip und diese Daten werden zentral gespeichert. Dies erleichtert die Zuordnung von Tier und Besitzer erheblich, wenn ein Tier alleine irgendwo auf der Straße aufgefunden wird. Es kommt vor, dass polnische, rumänische oder kroatische Tierschützer ihre Straßentiere einsammeln, nach Deutschland fahren (sie benötigen hierfür kein Visum) und nachts in deutschen Wäldern aussetzen in der Hoffnung, dass diese dort gefunden und versorgt werden. Herrenlose Tiere sind nicht nur ein Problem Russlands.
In Deutschland existieren sogar hohe Strafen bis hin zum Freiheitsentzug von drei Jahren für Besitzer, die ihre Tiere misshandeln, aussetzen oder alleine auf der Straße zurücklassen (was in unserem Land leider sehr häufig vorkommt). In Russland hingegen müssen die Fangdienste mit einem sehr verärgerten Besitzer rechnen, wenn ihnen ein Hund in die Hände gerät. Die Besitzer argumentieren, dass der Hund doch ein Halsbald hat, und dem entsprechend nicht herrenlos ist, er sei bloß etwas spatzieren gegangen. Das würde der Hund immer so machen…
Natalia Gracheva lebt seit 30 Jahren in Deutschland. Sie berichtet, dass heutzutage eigentlich jeder Deutsche bei der Sichtung eines herrenlosen Tieres die Polizei rufen und so lange bei dem Tier bleiben würde, bis die Gesetzeshütter und Veterinäre kommen und das Hündchen mitnehmen.
Seit dem Inkrafttreten des Gesetzes zum Tierschutz hat sich die Mentalität im Lande geändert. Die Hunde sind für Deutsche vollwertige Familienmitglieder. Für sie gibt es „Kindergärten“ ( wenn die Besitzer viel arbeiten), außerdem wird bei einem Scheidnungsfall gerichtlich geregelt, bei wem der Hund nach einer Scheidung der Eheleute bleibt… All das ist für uns noch schwer nachvollziehbar. Bei uns in den Höfen trifft man immer weniger Menschen, die mit Hunden spazieren, insbesondere wenn es sich um keine Rassenhunde handelt. Die Deutschen nehmen sehr gern zwei bis drei, manchmal auch mehr Tiere zu sich nach Hause (wenn es natürlich die Nachbarn nicht stört, dies ist auch sehr streng reglementiert). Vielmehr, die Deutschen nehmen gern seit vielen Jahren Tiere aus dem Ausland bei sich auf, aus Ländern in denen der Tierschutz noch nicht geregelt ist.
Die Tiere werden aus fünf Städten in Russland vermittelt, in denen der Verein seine Abteilungen hat: Moskau, Vyborg, St. Petersburg, Vladikavkaz und Kasan. Aus der Hauptstadt von Tatarstan wurde in Kooperation mit DoghelpKasan in den letzten drei bis vier Jahren etwa 600 Hunde vermittelt. Der Transport läuft über Moskau. Jedes Tier bekommt einen internationalen Tierausweis, wird gechipt und registriert. Solange die medizinische Untersuchungen laufen und die Papiere fertig gemacht werden, sucht man für die Hunde ein Zuhause. So ist bereits vor der Ausreise klar zu wem genau dieser Hund kommt. Wir bemerken: die Hunde werden nicht nur nach Deutschland, sondern auch nach Holland, Österreich und die Schweiz vermittelt. Übrigens, man sagt im Verein, dass die Hunde aus Kasan bei den europäischen Besitzern besonders geschätzt werden. Man ist der Meinung, dass es besonders dankbare Tiere sind.
Eigentlich spielen auch beim Bau des Heimes, dessen Kosten auf 130 Tausend Euro geschätzt wird, die europäische Bürger die Schlüsselrolle. Das Geld des Vereins, dass dafür genutzt wird, sind Mitgliedsbeiträge und Spenden einzelnen Menschen und Firmen (denen ein Steuererlass auf die gespendete Summe zusteht).
„Auf der Internetseite des Vereins bereitet man sich vor, regulär zu berichten, wir der Bau des Zaunes voranschreitet, damit die Menschen sehen, ihr Geld wird tatsächlich dafür genutzt, um die Probleme der Straßenhunde in Kasan zu lösen. Mit dem Beginn des Baues der Gehege, wird man versuchen auch die eigene Bevölkerung für Spenden für die Tiere in Not zu mobilisieren“, so Maria Gurjanova.
Der Runde Tisch hat deutlich gemacht, dass die Mentalität in Bezug auf den Umgang mit Tieren in unseren Ländern noch sehr unterschiedlich ist. Im Laufe des Gespräches kam es auch zu gehässigen Fragen an die deutschen Repräsentanten. Zum Beispiel: Wieviel obdachlose Kinder gibt es heutzutage in Deutschland? Der Sinn der Fragen war deutlich: Die soziale Probleme der Deutschen seien ja längst geregelt, sie haben nichts anderes zu tun, deshalb sorgen sie sich um Hündchen. Bei uns sei Obdachlosigkeit von Kindern und alten Menschen ein großes Problem, und leider nur eins von vielen weiteren. Alle Straßentiere abschießen, das ist die Lösung, damit sie den Menschen das Leben nicht verderben.
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Der Verein Hundehilfe Russland bringt jährlich bis zu 1500 russische Hunde unter. Die Tiere werden aus fünf Städten in Russland vermittelt, in denen der Verein seine Abteilungen hat: Lipetzk, Vyborg, St. Petersburg, Vladikavkaz und Kasan.
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Erstens (davon haben bereits öfter geschrieben): Hunde zu erschießen, selbst wenn wir den äußerst unethischen Aspekt außer Betracht nehmen, löst nicht das Problem. Der Grund ist einfach, finden unsere Veterinäre: „Die leeren Nischen (unsere Höfe und Straßen) werden dann mit anderen, agressiveren Tieren besetzt, die aus den Vororten kommen. Erschossen werden in der Regel die Tiere, die noch am meisten den Menschen vertrauen, diese an sich ran lassen. Und der Selbsterhaltungstrieb veranlasst die weggelaufene Tiere sich weiter zu vermehren, noch mehr Welpen zu produzieren, so dass wieder neue Rudel entstehen. Deshalb muss das Problem an der Ursache angegangen werden, nicht an dem Symptom: Statt diese Hunde bloß von der Straße in Tierheime zu stecken, müssen die Tiere vor allem kastriert und sterilisiert werden. Nur so können wir aus dem Teufelskreis ausbrechen.
Zweitens: „Diesen Menschen, die uns Vorwürfe der obdachlosen Kindern machen, sage ich immer „Was habt ihr persönlich gemacht, um dieses Problem zu lösen? Wem habt ihr geholfen?“ Natalia Gracheva weiß: „In der Regel ist es so, dass diese Leute niemandem helfen. Jeder sucht sich das aus, was ihm am meisten liegt. Wir wollen den Hunden helfen. Andere helfen Kindern und alten Menschen. Und die jenige, die kritisieren, beschäftigen sich nur mit einem, mit dem Kritisieren.“
Das ist die Wahrheit. Hinzuzufügen ist dass die Hundehilfe tatsächlich gleichzeitig auch eine Hilfe für Kinder ist. Die Tierschützer bemühen sich um eine Welt, in der es weniger Grausamkeit und mehr Liebe gibt. Das fällt auf die Zukunft zurück.
Foto 1. Die Vorsitzende des Vereins Hundehilfe Russland Anna Riese mit einem Schützling der kasanischen Organisation “ doghelpKasan“
Foto 2. Natalia Gracheva hilft den russischen vierbeinigen Streunern eine neue Heimat in Deutschland zu finden
Foto 3. Natalia Gracheva, die Gründerin und eine der Vorsitzenden des Vereins Hundehilfe Russland. „Eigentlich [wird] jeder Deutsche bei der Sichtung eines herrenlosen Tieres die Polizei rufen und so lange bei dem Tier bleiben, bis die Gesetzeshüter und Veterinäre kommen und das Hündchen mitnehmen.“
Übersetzung: Swetlana K.